Mittwoch, 24. Oktober 2007

Du bist so schwul ey - du HipHop

Die taz gehört nicht zu meinen Lieblingszeitungen (meist langweilig), aber sie fällt häufig durch Artikel über Homosexualität auf. Neulich schrieb Martin Reichert über den bösen deutschen HipHop, der sich über Schwule lustig macht und sie geradezu verachtet. Das Thema ist nicht wirklich neu, aber trifft noch genug Nerven, wenn man sich die Kommentare der Leser anschaut. Nicht verstanden habe ich den Rundumschlag von Reichert, der mitten im Text vom Musikthema komplett abweicht und grundsätzliche Probleme von schwulen Jugendlichen anspricht. Über einen Satz musste ich dann stolpern:

Für junge Schwule ist es heute wieder schwieriger geworden, ein angstfreies Coming Out zu haben, als vor zehn Jahren.
Ist das so? Keine Ahnung worauf sich diese Aussage stützt, aber mehrheitsfähig ist sie nicht. Ob es schwerer oder leicht war, will ich gar ausdenken. Ich würde fast behaupten, dass die Situation ähnlich war. Sicher hängt es davon ab, ob man in der Stadt oder auf dem Land lebt und wie stark die eigene Persönlichkeit und vor allem der Rückhalt in der Klasse ist. Aber machen wir uns nichts vor: Kinder (in diesem Falle auch Jugendliche) können sehr grausam sein. Homosexualität gilt als Schwäche in dieser Gesellschaft. Und Schwäche wird vor allem im Schulumfeld gnadenlos ausgenutzt. Reichert beschreibt dazu "SOS Schule" auf ZDF, was beispielhaft sein soll für hilflose Lehrer und diskriminierte schwule Schüler. Wer die Sendung gesehen hat, wird zwar den Kopf über die Lehrer schütteln ("Pass Dich in Zukunft mehr an, dann mögen Dich die Menschen auch." oder "Bernd, das hast du selbst verschuldet".), aber andererseits wird in der ersten Minute klar: Bernd war schon vorher ein Außenseiter. Sein Coming-out wirkte fast inszeniert für die Doku oder für sich selbst im Irrglauben Mitleid oder Bewunderung zu ernten.

Solche Außenseiter gab es immer und wird es immer geben. Homophobe Rapper sind dafür nicht verantwortlich. Sicherlich erschweren sie einem schwulen Jugendlichen die Welt, aber da gibt es noch ganz andere Dinge.

Und nein, ich höre keinen HipHop.

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