Montag, 22. Oktober 2007

Runterholen verboten

Ich musste mal wieder schmunzeln. Deutschland versucht das Internet zu zensieren. Als ob das möglich wäre. Diesmal geht es nicht um Nazis, sondern um Porno. Die rechtlichen Details überlasse ich mal heise.de Derzeitiger Stand ist, dass arcor und sonst niemand youporn und Co. abschalten muss für seine Kunden, weil die einstweilige Verfügung noch nicht zugestellt worden ist. Aber man bereitet sich auf den Fall der Fälle vor. Schon wieder.

Der Versuch Websites nicht anzuzeigen für eine Gruppe von Leuten (immerhin über 50 Millionen Nutzer in Deutschland) ist schon witzig. Als ob das Sperren von paar Sites irgendetwas nützen würden. Zum Einen kann man das als Nutzer umgehen, zum Anderen kann der Betreiber das umgehen. Es reicht schon ein neues Länderkürzel hinter der Domain.

Letzlich ist es nicht die Prüderie der Deutschen die zur Sperrung führen könnte, sondern der Neid hiesiger Pornositebetreiber. Während sie in Deutschland strenge Kontrollen durchführen müssen, bis jemand überhaupt was sehen kann (und wer will für einen schnellen Wichs soviel machen), braucht der Betreiber in den USA oder anderswo nur die kurze Frage, ob man schon 18 beziehungsweise 21 ist. Und das kann ja jedes Kind.

Ich bin kein Jurist, aber selbst ich habe mitbekommen, dass der Jugendschutz im Internet aus deutscher Sicht alles andere als eindeutig ist. Dies ist wohl ein Grund, warum soviele Betreiber zum Beispiel in die Niederlande abwandern. Dazu gehört auch gayromeo als einer der größten Communitybetreiber für Schwule in Deutschland.


Es zeichnete sich ab, dass die Auslegung des Jugendschutzgesetzes in Deutschland aus dem Ruder laufen würde. So wurde gefordert, dass für den Altersnachweis eine "Face-to-Face"-Kontrolle durchzuführen sei. Im Klartext: wir hätten jeden einzelnen User "persönlich" in Augenschein nehmen müssen, bevor er sich Hardcore-Bilder angucken darf.
Nun gut. Es gibt schlimmeres, als ein paar Firmen ins Ausland zu verlieren. Das Brutto-Inlands-Produkt von Deutschland wird deshalb nicht ins Bodenlose fallen. Eher stelle ich die Frage, inwieweit wir Jugendliche vor Pornos schützen müssen. Dass Kinder nicht darauf zugreifen sollen, sehe ich ein. Die sollten aber ohne elterliche "Begleitung" aber gar nicht surfen.

Jugendliche sind aber geil.

Ob Literatur oder Film: Jugendliche in der Pubertät sprechen immer über Sex, egal in welchem Zeitalter sie gerade spielen. Und natürlich wird im echten Leben über Sex gesprochen, werden Bilder angeschaut, wird heimlich der Fernseher angeschaltet in der Nacht und Pornos getauscht. Dies gab es schon vor youporn und Co. und anscheinend hat es dieser Gesellschaft nicht wirklich geschadet.

Viel eher sehe ich das Problem, dass immer weniger über Sex gesprochen wird. Viele Beziehungen scheitern genau daran. Die Aufklärung in der Schule beschränkt sich darauf vor kichernden Schülern einen Zeichentrickfilm zu zeigen und wie Penis und Scheide aufgebaut sind. Wo ist die Generation von Lehrern, die locker über dieses Thema sprechen können? Ist es nicht wichtig den Jugendlichen beizubringen was Sex alles sein kann und was es in Pornos nicht kann?

Mich erinnert der Umgang mit Pornos an den Umgang mit Prostitution. Es gab sie schon seit Jahrtausenden, aber sie wird dennoch als schändlich betrachtet und geradezu ignoriert, vor allem von den Leuten, die sie in Anspruch nehmen.

Und ich sage jetzt nicht, dass diese Doppelmoral mich ankotzt. Nein.

Keine Kommentare: